Vereine

Reitweiner Heimatverein „AnSporn“

Der Name ist Programm: Für den 1992 gegründeten Heimatverein steht der Wunsch im Vordergrund, gemeinsam in Reitwein etwas zu bewegen, neue Ideen aufzugreifen und auch andere anzuspornen, sich am Dorfgeschehen zu beteiligen. Die 21 Gründungsmitglieder des „Reitweiner AnSporn e. V.“ waren sich einig, dass nicht Außenstehende über den Ort entscheiden, sondern das Dorf seine Geschicke selbst in die Hand nehmen sollte. Sie starteten mit konkreten Plänen: Erhalt des weit über die Ortsgrenzen hinaus bekannten Reitweiner Heiratsmarkts, Gestaltung einer Ortstafel zur Orientierung der Besucher und gleich zu Beginn die Veröffentlichung des ersten ortseigenen Heimatblatts. Das „Reitweiner Odergeflüster“ erschien erstmals schon drei Monate nach Gründung des Vereins und informiert auch heute noch viermal im Jahr über die neuesten Gemeindeinfos.
Auf eine Initiative des Heimatvereins geht auch der beliebte „Reitweiner Musiksommer“ zurück. Nach mittlerweile dreizehn Jahren ist er zu einer festen Veranstaltung in der Stüler-Kirche und im Kalender der Musikliebhaber in der Region geworden. Der Heimatverein lädt zudem regelmäßig zu Winterwanderungen, Boßelwettbewerben, und Verkehrsteilnehmerschulungen jeden interessierten Bürger und Vereinsmitglieder ein. Er arbeitet mit allen Akteuren vor Ort zusammen: mit der Gemeinde, den anderen Vereinen, der Feuerwehr, dem Kindergarten, den Gewerbetreibenden und freiwilligen Helfern. Gemeinsam werden kulturelle und gesellschaftliche Aufgaben gestemmt, ob es der dörfliche Frühjahrsputz, das spätsommerliche Erntefest oder der Weihnachtsmarkt in der Kirchruine ist. Beim Reitweiner Heiratsmarkt trauten unordentliche Standesbeamte Heiratswillige im unordentlichen Standesamt für 24 Stunden und hielten an der langjährigenTradition fest, eine Woche nach Pfingsten den Heiratsmarkt in Reitwein im Dorf zu begehen. Auch wenn der Heiratsmarkt in Reitwein nach mehreren verregneten Jahren leider zurzeit und übrigens nicht zum ersten Mal in seiner etwa 100-jährigen Geschichte ruht. Man darf gespannt sein, in welchem Gewand er sich in Zukunft von seiner Ruhepause erheben wird. Sicher wird auch der Heimatverein dann wieder seine Finger im Spiel haben.
Auch wenn ehrenamtliches Engagement nicht immer leicht mit dem Berufs- und Familienleben zu vereinbaren ist, die jahrelange Vereinsarbeit zeigt, dass eine Gemeinschaft stark und ausdauernd sein kann. Der Heimatverein ist aus dem Dorfleben in Reitwein nicht mehr wegzudenken.

Der Heimatverein „Reitweiner AnSporn“

 

Die Freiwillige Feuerwehr Reitwein

Es brennt selten in Reitwein. Zum Glück. Unfälle sind noch seltener. Im Jahr 2015 musste die Freiwillige Feuerwehr von Reitwein zu drei Einsätzen ausrücken, der letzte Unfalleinsatz liegt einige Jahre zurück. Dennoch ist für Reitwein mit seiner idyllisch abgeschiedenen Lage die Freiwillige Feuerwehr besonders wichtig. Und in den rund 90 Jahren ihres Bestehens hat sie auch schon einiges geleistet: Die Chronik berichtet von einem Scheunenbrand durch Blitzeinschlag 1937, brennenden Heuschobern und Ställen in den 1970er Jahren und von 13 Flächenbränden plus brennendem Bienenhaus 1992. Besonders gefordert wurde die Feuerwehr wie auch der gesamte Ort beim Oderhochwasser 1997. Damals waren alle tagelang im Einsatz und die Katastrophe konnte abgewehrt werden. 2006 wurde der vordere Teil des alten Gutsspeichers für 200.000 Euro umgebaut und der Freiwilligen Feuerwehr als neues Gerätehaus übergeben. Im folgenden Jahr stellte Erich Schulz einen Rekord auf: Seine 70-jährige Dienstzeit war die längste im gesamten Amt Lebus. Heute hat die Feuerwehr 16 Mitglieder, und wenn sie gerade niemanden retten oder Gefahren abwenden, dann bereichern sie bei Festen und Veranstaltungen das Dorfleben.

Reitweiner Feuerwehrleute auf einer historischen Aufnahme.

Live in Reitwein

Als Wolle und Rossi vor 22 Jahren in Reitwein ein privates Geburtstagsfest feierten, wussten sie nicht, dass das die Geburtsstunde ihres Vereins ‚Live in Reitwein’ sein würde und einer Konzertreihe, die regelmäßig Fans gepflegter Gitarrenmusik in das Oderbruchdorf pilgern lässt. Damals spielten fünf Live-Bands in Bernd Dietrichs ‚Heiratsmarkt’, es kamen 200 Gäste und die Begeisterung war groß. Inzwischen ist der Wirt neu, die langen Haare sind grau, und ‚Live in Reitwein’ findet auch schon mal in Berlin, Seelow, als Open Air in Groß Lindow oder anderswo statt. Trotzdem wollen die Konzertveranstalter dem Ort treu bleiben, „solange noch halbwegs Publikum kommt“. Schließlich ist Reitwein die Keimzelle von allem.
Dabei sind die beiden selbst keine Reitweiner. Wolle war mal Mathelehrer in Podelzig und wohnt in Rathstock und Rossi ist Schwimmmeister in Berlin und wohnt zur Hälfte in Seelow. Und wie die Veranstalter sind auch die meisten Konzertbesucher nicht aus Reitwein – gegen Rockbegeisterung scheint das Dorf bisher beharrlich immun. Vielleicht ändert sich das ja, wenn in Zukunft mal der örtliche Posaunenchor auf der Bühne steht oder eine (ehemalige) Reitweiner Band. Es ist schwierig, in Deutschland junge Rocker als Vorband zu finden. Manchmal scheint es, als sei Rock eine aussterbende Gattung und der Rocker auch. Die Leute auf der Bühne und davor sind gemeinsam gealtert. Ein Stammgast erklärt es so: „Du musst mit dieser Musik aufgewachsen sein, wenn nicht, wirst du sie im Alter auch nicht gut finden.“ Dabei haben Wolle und Rossi nicht nur regionale Helden wie Living Room, sondern auch schon große nationale und internationale Namen im Programm gehabt wie Keimzeit, The Yardbirds, Tito & Tarantula und Canned Heat. Manchen hat es so gut gefallen, dass sie schon zwei, drei, vier oder gar acht Mal gekommen sind. Trotzdem verdienen die beiden Rockliebhaber nichts an den Konzerten, die sie veranstalten. Auch nach über 20 Jahren ist das noch ein Hobby. Ein Hobby mit einem eisernen Prinzip: „Das wichtigste Kriterium für die Band ist, dass sie Rock machen. Was anderes kommt nicht auf die Bühne.“
Irgendwas muss also dran sein, an dieser Rockmusik. Vielleicht sollten die Reitweiner mal ihre Jugendlichen zu ‚Live in Reitwein’ schicken. Wer weiß, dem einen oder der anderen geht es dann vielleicht wie Rossi, der sich als 17-jähriger bei einem Konzert den Rockvirus eingefangen hat. Eines ist klar: Es gibt schlimmere Krankheiten als diese.

Beata Kossowska und Bernd Kühnert im Konzert bei Live in Reitwein

 

Die Volkssolidarität

2016 war ein Jubiläumsjahr für einen Reitweiner Traditionsverein: Die Ortsgruppe der Volkssolidarität wurde 45 Jahre alt. Sechs der damals 80 Gründungsmitglieder sind auch heute noch dabei, weitere fünf können auf vier Jahrzehnte Mitgliedschaft zurückblicken. Jeden Monat deckt die Volkssolidarität im Dorfgemeinschaftshaus mit 28 Gedecken ein, „gemeinsam statt einsam“ gibt es dann bei Kaffee und Kuchen nicht nur Plausch und Plaudereien sondern auch Vorträge zu Themen wie Gesundheit und Geschichte.
Die Volkssolidarität ist der größte Sozial- und Wohlfahrtsverband in Ostdeutschland. Auch wenn er als Anhängsel der DDR nach der Wende mit einem schlechten Image zu kämpfen hatte, in Reitwein bringt die Ortsgruppe noch immer Jung und Alt zusammen. Die Kinder des Jugendclubs grillen für die Mitglieder, die im Schnitt fast 75 Jahre alt sind, die Kita stellt beim Sommerfest ein kleines Programm für sie auf die Beine. Es gibt eine Weihnachtsfeier, und wer an dem Tag im Krankenhaus ist oder bettlägerig, bekommt ein Präsent.
Die Volkssolidarität kümmert sich aber nicht nur um ihre Mitglieder. Offene Veranstaltungen werden im Amtsblatt angekündigt und locken auch Interessierte aus den Nachbardörfern an. Auf einen aktuellen Erfolg ist der Verein besonders stolz: Seit September 2015 können sich alle alten Reitweiner einmal die Woche im Dorfgemeinschaftshaus mit dem Sturzpräventionsprogramm von AOK und Sportbund fit machen.

 

Die Reitweiner Landfrauen

Landfrauen gibt es in Reitwein schon immer. Im Frühjahr 2012 haben sich einige von ihnen zusammengefunden zu einer „Interessengemeinschaft, die gemeinsame Treffen mit gemütlichem Beisammensein veranstaltet“. Die Reitweiner Landfrauen sind kein eingetragener Verein, sie wollen sich in keinen Verband eingliedern, keine Mitgliedsbeiträge erheben. Inzwischen ist der stabile Kern aus sechs frei verbundenen Frauen aber eine wichtige Stütze der Dorfgemeinschaft geworden. Für die Kita haben die Frauen Gardinen und Matratzenbezüge genäht, sie basteln für die Kinder jedes Jahr einen Weihnachtskalender und lesen ihnen Märchen vor. Im Dorfgemeinschaftshaus haben sie eine Bibliothek ins Leben gerufen und bei jedem Dorffest können sich die Gäste auf einen Kuchenbasar freuen. Die Landfrauen packen’s an. Wer so viel fürs Gemeinwohl tut, belohnt sich ab und zu mit einem Ausflug, beispielsweise ins Kaberett „Oderhähne“ oder zu Aldi Ida.  Oder es geht zum Kasino Royal nach Frankfurt Oder zum Dinner für Feinschmecker. Und was ist nun mit der Gemütlichkeit? Die kommt auf, wenn sich die Landfrauen jeden zweiten Freitag nach der Gartenarbeit im Dorfgemeinschaftshaus oder privat treffen: Dann wird gebastelt, was das Zeug hält, oder auch mal eine Tupperparty gefeiert. Reitwein darf gespannt sein, was sich diese kreativen und tatkräftigen Frauen in Zukunft noch alles werden einfallen lassen.

Die Reitweiner Landfrauen

Der Sportverein Rot-Weiß Reitwein

Rot-Weiß Reitwein gegen SpG Sachsendorf/Dolgelin – das ist nicht nur ein Zungenbrecher, sondern verspricht auch eine schöne Partie Fußball am Ostrand der Republik. Der deutsche Nationalsport ist in Reitwein die Hauptsportart. Aber der mit stolzen 81 Mitgliedern größte Verein des Ortes bietet auch zwei neue Disziplinen an: Tischtennis und Skating. Während die Fußballer des SV Rot-Weiß Reitwein – fast jedes Wochenende zu einem Spiel auflaufen und auch wöchentlich trainieren, laden die Inlineskater im Sommer sportbegeisterte Einheimische und Gäste zum Halbmarathon auf die perfekten Strecken rund um den idyllischen Ort.
Der Reitweiner Sportverein ist über ein halbes Jahrhundert alt. Er wurde 1964 als BSG Traktor Reitwein gegründet und benannte sich 1990 um. In den 1970er Jahren gewinnt Reitwein zwei Mal den Traktorpokal. Ein herausragender Erfolg ist der Aufstieg der Männermannschaft in die Kreisliga im Jahr 2002. Im gleichen Jahr beginnen nach den C-Junioren auch die E-Junioren mit dem Trainingsbetrieb. Die 1999 gegründete Frauenmannschaft konnte trotz großer Anstrengungen nicht gejalten werden. Heute sind unter den Mitgliedern des SV Rot-Weiß Reitwein 14 Kinder und Jugendliche. Der Verein will junge Menschen zum Sport bewegen, Freizeitmöglichkeiten aufzeigen und den Bürgern als Treffpunkt dienen. 1999 organisiert er erstmals ein Sportfest unter dem Motto „Sport statt Gewalt“. Das Projekt findet seitdem jährlich statt und wurde 2007 durch die Sparkassenstiftung ausgezeichnet.
Auch bei anderen Veranstaltungen übernimmt der Sportverein Verantwortung, nicht zuletzt beim Reitweiner Heiratsmarkt, der über viele Jahre Zehntausende Besucher nach Reitwein lockte. Hinzu kommen Tischtennis-, Skat- und andere Turniere, Radtouren, der Oderlandmarsch und Projekte, die der Verein seit 2011 zusammen mit der Partnergemeinde Lipki Wielkie gestaltet. Neben den Fußballfeldern steht das Vereinsgebäude mit einem 120 m² großen Saal für Indooraktivitäten. Das erste Sportlerheim bauten die Reitweiner mit Unterstützung der LPG nach Feierabend selbst auf.
Am Wochenende ist hier oft viel los. Bei guten Spielen sind schon bis zu 120 Zuschauer rund um das Spielfeld gezählt worden. Die Reitweiner wissen ihren Verein und ihre Mannschaften eben zu schätzen.

Der Sportverein auf dem Sportplatz in Reitwein

Der Posaunenchor

In Reitwein spielt der Posaunenchor nicht nur musikalisch eine Rolle. Er verbindet das Nachbardorf Podelzig, gelegen auf dem Reitweiner Sporn, mit dem Oderbruchdorf zum „Posaunenchor Podelzig/Reitwein“. Seit der Gründung im Jahr 1967 überwinden die Bläser jede Woche die nicht gar so gewaltigen 65 Höhenmeter auf- oder abwärts, um gemeinsam zu proben oder aufzuspielen. Mit dem Abbau von Pfarrstellen nimmt die Bedeutung der Bläser für das Gemeindeleben immer weiter zu. Ihr Chor ist allzeit einsatzbereit, und die Posaunenmusik erklingt bei Festen, bei Jubiläen, Gottesdiensten und Geburtstagen, aus dem Rüstzeitenheim, der Gaststätte, der Kirche, aus diesem und jenem Garten und an den Kriegsgräberstätten. Das gemeinschaftliche Musizieren passt fast immer und ist generationenübergreifend und verbindend.

Der Posaunenchor

Der Reitweiner Anglerverein

Die 15 Erwachsenen und zwei Kinder des Reitweiner Anglervereins haben es gut, denn die Gegend um Reitwein herum zählt ist einer der schönsten Angler-Abschnitte der Oder. Mal langsam, mal wild schlängelt sich der Fluss an Lebus vorbei gen Norden, durch die Hügel- und Auenlandschaft des Oderbruchs. Im Gegensatz zu anderen Oder-Abschnitten hat das Oderbruch zwar relativ wenige Angelgewässer zu bieten, die aber haben es in sich. Zum Beispiel die unscheinbare Alte Oder, hier auch Bullergraben genannt – ein schönes Flüsschen mit gutem Fischbestand.
Unter Quappenanglern zählt dieser Abschnitt zu den beliebtesten überhaupt: Große Fische weit über fünf Pfund wurden hier schon gefangen. Manche Quappenfreunde kommen sogar Jahr für Jahr den weiten Weg aus der Schweiz hierher, um Jagd auf ihren Lieblingsfisch zu machen. Doch nicht nur Süßwasserdorsche stehen bei den Oderanglern hoch im Kurs, auch Welse und Zander. Kaum ein Buhnenfeld, in dem sich keiner dieser Kameraden aufhält. Ebenso auf ihre Kosten kommen Liebhaber von Friedfischen: Wer auf Blei, Plötze, Güster oder Spiegelkarpfen aus ist, wird hier fündig.